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Das Bild zeigt eine Meeting-Situation. Zwei Menschen sitzen am Tisch, eine Person steht daneben und eine weitere stehende Person zeigt etwas an einem Whiteboard.

Den Handabdruck in und von Unternehmen vergrößern

Sowohl Führungskräfte als auch Angestellte können in Unternehmen große Veränderungsimpulse für den Klimaschutz setzen. Dabei geht es auch darum, den Handabdruck des Unternehmens als Ganzes zu vergrößern.

Bei der Bewältigung der Klimakrise kommt Unternehmen eine entscheidende Rolle zu. Dies gilt auch für Unternehmen mit bisher CO2-intensiven Geschäftsmodellen, wie zum Beispiel in der Industrie.

Die Verantwortung für die Ausrichtung eines Unternehmens auf klimafreundliche Praktiken liegt vor allem bei der Geschäftsführung, dem Aufsichtsrat und den Eigentümer:innen. Denn diese Entscheidungsträger:innen beeinflussen maßgeblich, in welche Richtung sich ein Unternehmen entwickelt. Während einige Unternehmer:innen sich noch immer auf kurzfristige Gewinnziele zulasten unserer Lebensgrundlagen konzentrieren, fühlen sich andere einer größeren Verantwortung für kommende Generationen verpflichtet (insbesondere in Familienunternehmen).

Auf ihrem Weg, die gesamtgesellschaftliche Klimawende aktiv zu beschleunigen und mitzugestalten, müssen diese unternehmerischen Klimaschutz-Vorreiter:innen jedoch aufpassen, nicht in weit verbreitete Fallstricke zu geraten.

Zu sehen sind zwei Hände, die auf einem Laptop tippen.
Copyright: Johannes Krenzer

Worauf in Unternehmen beim Thema Klimaschutz zu achten ist

Tiefgreifende Expertise und Maßnahmen: Klimaschutz in Unternehmen erfordert mehr als nur oberflächliche Maßnahmen wie Mülltrennung oder LED-Leuchten. Nachhaltigkeit ist ein komplexes Thema, das ein tiefgreifendes Verständnis und ebenso tiefgreifende Veränderungen erfordert. Unternehmen sollten daher die notwendige Expertise entweder intern aufbauen oder extern hinzuziehen, zum Beispiel von einer professionellen Nachhaltigkeitsberatung.

Messung und Reduktion aller Emissionen: Unternehmen sollten sich an international anerkannten Standards wie dem "Greenhouse Gas Protocol" orientieren, das heißt alle Treibhausgasemissionen im gesamten Verantwortungsbereich erfassen und reduzieren. (Das nennt man dann "Scope 1 bis 3"). Dies schließt auch die Emissionen durch Energieverbrauch, Abfall und Transport, Rohstoffbereitstellung, Investitionen, Geschäftsreisen und Produktnutzung ein.

Überprüfung des Geschäftsmodells: Unternehmen sollten ihr Geschäftsmodell umfassend überdenken und eine klimaneutrale Vision entwickeln. Dies erfordert eine wissenschaftlich fundierte Klimaschutzstrategie inklusive ambitionierter Ziele und konkreter Schritte zur Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen. Diese Klimaschutzstrategie sollte wiederum in eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie eingebettet sein, die alle 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen adressiert.

Vorsicht bei CO2-Kompensation: Der Einsatz von CO2-Zertifikaten sollte als letzte Option betrachtet werden, das heißt lediglich nicht vermeidbare Emissionen ausgleichen, und erfordert die Auswahl seriöser Anbieter. Eine Analyse von The Guardian und der ZEIT ergab 2023, dass ein Großteil der untersuchten CO2-Zertifikate wertlos ist. Unternehmen sollten also sicherstellen, nicht illegales Greenwashing mit intransparenten und unseriösen Zertifikaten zu betreiben, die keinen tatsächlichen Klimanutzen bieten.

Auch den Unternehmens-Handabdruck vergrößern: Unternehmen sollten nicht nur ihren CO2-Fußabdruck reduzieren, sondern auch ihren Klima-Handabdruck als ganze Organisation vergrößern. Wie dies gelingen kann, beschreibt der folgende Absatz.

Den Handabdruck in Unternehmen vergrößern

Die Vergrößerung des Handabdrucks des gesamten Unternehmens kann auf drei Wegen erreicht werden:

  1. Unternehmen können durch die Schaffung neuer klimafreundlicher Märkte bzw. der Entwicklung klimafreundlicher Alternativen, die klimaschädliche Produkte und Dienstleistungen verdrängen einen positiven Beitrag zur Klimawende leisten. Frühzeitig und mit "langem Atem" in wichtige Klimaschutz-Technologien zu investieren, kann letztlich nicht nur der gesamten Gesellschaft zugute kommen, sondern auch einen profitablen Wettbewerbsvorteil kreieren. 

  2. Soziales Engagement kann einen großen Einfluss auf die Gesellschaft haben. Unternehmen können sich zum Beispiel engagieren, indem sie finanzielle ressourcen und personelle, fachliche oder technische Unterstützung für Klimaschutzprojekte bereitstellen. Außerdem spielen verpflichtende Mitarbeiter:innen-Schulungen im Thema Nachhaltigkeit nicht nur eine Rolle für beispielsweise klimafreundlichere Beschaffung im Materialeinkauf oder nachhaltige Geschäftsmodelle, sondern auch über den unmittelbaren Unternehmenskontext hinaus. Denn verpflichtende Klima-Bildungsprogramme wirken sich natürlich auch auf das Wissen, die Meinungen und das (Wahl-)Verhalten der Familien und Freund*innen der Mitarbeiter:innen aus.

  3. Politische Einflussnahme bzw. Lobbyismus ist ein entscheidender Faktor, um die Klimawende zu beschleunigen. Unternehmen sollten sich also öffentlich für klimafreundliche Gesetzgebung positionieren und aktiv dafür einsetzen – sei es über direkte Kontakte zu politischen Entscheidungsträger:innen, indirekt über Verbände oder durch Parteispenden. Laut einer Analyse der NGO Influence Map von 2023 zählen zu den Positivbeispielen einige bekannte Großunternehmen wie Unilever, Apple, Iberdrola und IKEA. Aber auch über Gewerkschaften kann Klimaschutz-Lobbyismus gelingen. Im März 2023 ging beispielsweise Verdi gemeinsam mit Fridays For Future für eine klimagerechte Mobilitätswende auf die Straße.

Das Bild zeigt eine Gruppe Demonstrierende, die den ersten Block bei der großen Klimademo in Bonn im März 2023 bilden. Diese halten ein Banner mit dem Spruch "United for Climate Justice". Ebenfalls in der ersten Reihe befinden sich Mitarbeitende von der Gewerkschaft verdi.
Copyright: Germanwatch e.V.

Kollektiv halten Mitarbeiter:innen den Schlüssel für Veränderungen in den Händen

Angestellte in Unternehmen können am besten zur Klimatransformation des Unternehmens beitragen, indem sie sich zusammenschließen und kollektiv Veränderungen im Unternehmen einfordern, vorantreiben und aktiv mitgestalten. Für die aktive Mitgestaltung der Nachhaltigkeitstransformation im Unternehmen bieten sich vor allem Bereiche an, die Mitarbeitende direkt im Arbeitsalltag betreffen – zum Beispiel die Bereiche Mobilität ("Wie komme ich jeden Tag zur Arbeit?"), Gebäude ("Wie und wo arbeite ich jeden Tag und wie wird die Energie bereitgestellt?"), Ernährung ("Was esse ich täglich bei der Arbeit?") und ggf. auch Finanzen ("Wie investiert die Pensionskasse meine Beiträge?").

Es ist wichtig, beim kollektiven Mitarbeiter:innen-Engagement möglichst einflussreiche Unterstützung innerhalb und außerhalb des Unternehmens zu gewinnen. Ein guter Startpunkt dürften Gewerkschaften, der Betriebsrat oder wohlgesonnene Führungskräfte sein. Im nächsten Schritt kann man aber auch den Kontakt zu Medien, Politiker:innen oder Prominenten suchen.

Vom individuellen Handeln zu kollektiven Strukturveränderungen

Die Klimakrise erfordert nicht nur individuelle Anstrengungen zuhause am Mülleimer, Lichtschalter, auf dem Fahrrad oder am Supermarktregal, sondern vor allem kollektive Maßnahmen, die auf strukturelle Änderungen der Rahmenbedingungen abzielen, und zwar auch in Unternehmen. Sowohl einzelne Entscheidungsträger:innen als auch Gruppierungen aus Angestellten können dabei – mit etwas Geschick, Geduld und Glück – große Erfolge erzielen. Generell geht es laut einem Leitfaden für Angestellte vom US-amerikanischen Think Tank Project Drawdown darum, "alles zu überdenken und neu zu denken, starke Gemeinschaften zu fördern und immer weiter voranzuschreiten", um den Erhalt unserer Lebensgrundlagen auch im Arbeitsalltag effektiv anzugehen.

Weitere erfolgreiche Handabdruck-Projekte in Unternehmen und an anderen Orten beschreibt Gabriel in seinem neuen Buch "Hoch die Hände, Klimawende! Warum wir mit der Holzzahnbürste nicht die Erderwärmung stoppen – und wo unsere wirklichen Hebel sind“. Eine ausdrückliche Lese-Empfehlung für dieses Buch von uns!

Abbildungen zum Beitrag: Johannes Krenzer (2020)

Literatur:

Baunach, G. (2023): "Hoch die Hände, Klimawende! Warum wir mit der Holzzahnbürste nicht die Erderwärmung stoppen – und wo unsere wirklichen Hebel sind". In: Edition Michael Fischer (echtEMF). ISBN 978-3-7459-1842-7

Influence Map (2023): Corporate Climate Policy Engagement Leaders. Link: https://influencemap.org/briefing/Global-Leaders-Report-23529

Employees For Future (2023): Klimaschutz Roadmap. Link: http://klimaschutz-roadmap.de

Projekt Drawdown (2021): Climate Solutions at Work: An Employee Guide to Drawdown-Aligned Business. Link: https://www.drawdown.org/sites/default/files/210920_Drawdown_AtWork_06.pdf

Autorenfoto: Anna Masiukiewicz (2023)

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