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Start des Mentoring Programms

#MitmischenNRW: Wirksame Jugendbeteiligung

Direkter Dialog. Nachhaltige Teilhabe. Gemeinsame Zukunft.

Was passiert, wenn junge Menschen auf Augenhöhe mit Landtagsabgeordneten in den Austausch treten? Ein Blick auf das #MitmischenNRW Mentoring-Programm zeigt: Jugendbeteiligung gelingt, wenn junge Menschen ernst genommen werden. Es geht um echte Begegnungen, Selbstwirksamkeitserfahrungen und darum, gemeinsame Perspektiven für eine lebenswerte Zukunft zu diskutieren. 

Demokratie beginnt beim Zuhören

Rund 40% der jungen Menschen in Deutschland misstrauen dem demokratischen System. Viele fühlen sich machtlos, ungehört und in politischen Entscheidungsprozessen nicht ausreichend repräsentiert (von Görtz, R. & Langness, A. (2024). 

Was daraus folgt? Es braucht Beteiligungsformate, in denen junge Engagierte Politik tatsächlich mitgestalten können. Demokratie muss im Alltag erleb- und erlernbar sein. Politische Teilhabe darf nicht allein den Erwachsenen durch Wahlen vorbehalten bleiben. Auch im alltäglichen Miteinander, in Gesprächen, in schulischen Kontexten und gemeinsamen Projekten sollte Mitbestimmung fundamental sein. Wo junge Stimmen fehlen, fehlen auch ihre Ideen, kritischen Perspektiven und Zukunftsvisionen. 

Mentoring als Brücke zwischen Generationen

Das Mentoring-Programm #MitmischenNRW bringt junge Engagierte und Abgeordnete des nordrhein-westfälischen Landtags über mehrere Monate in einen intensiven Austausch. In regelmäßigen Gesprächen teilen sie ihre Gedanken zu relevanten Zukunftsthemen und diskutieren gemeinsam die Frage: Wie kann nachhaltige Entwicklung in NRW gelingen und welche Rolle spielen wir dabei?

Ziel des Programms ist es, aktive Begegnungen zwischen jungen Bürger:innen und ihren demokratischen Vertreter:innen im Parlament zu ermöglichen. Dabei gehen die Treffen über einen reinen Wissens- und Meinungsaustausch hinaus. Durch persönliche Begegnungen, ehrlichen Dialog und gemeinsames Lernen, entwickelt sich ein gegenseitiges Verständnis und Wertschätzung für die Perspektiven und Arbeitsweisen des Gegenübers. 

Das Programm schafft dafür einen strukturierten Rahmen: 

  • Ein Vorbereitungswochenende vermittelt politische Grundlagen und stärkt die Teilnehmenden darin, ihre Anliegen gezielt zu formulieren.
  • Es folgen eine Auftakt- und Abschlussveranstaltung im Landtag. Dazwischen vertiefen jeweils zwei junge Engagierte und ein Mitglied des Landtags in drei Mentoring-Gesprächen den Dialog.
  • Der gesamte Prozess wird durch hauptamtliche Fachkräfte, pädagogisch und organisatorisch eng betreut. Sie unterstützen bei der Organisation und Gesprächsführung.

Was bewirkt das Programm?

Die Erfahrungen aus #MitmischenNRW zeigen, wie gelingende Jugendbeteiligung aussehen kann:

  • Selbstwirksamkeitserfahrungen: Die Jugendlichen erleben, dass sie sich aktiv in politische Prozesse einbringen können, ihre Beiträge geschätzt werden und sie ihre Umwelt mitgestalten können.
  • Ernst genommen werden: Viele berichten, dass ihre Anliegen von den Abgeordneten respektiert und in politische Diskurse aufgenommen wurden.
  • Politisches Interesse bleibt stabil auf einem hohen Niveau: Das Programm macht politische Zusammenhänge verständlicher und fördert  Engagement.
  • Unterstützende Begleitung: Die Teilnehmenden loben die persönliche und fachliche Betreuung durch das Programm als einen wesentlichen Erfolgsfaktor.  Besonders für politisch unerfahrene, unsichere oder jüngere Teilnehmende schafft die pädagogische Fachkraft einen sicheren, ermutigenden Rahmen.

Gemeinsames Lernen: Mentorin als Erfahrungsraum

Das Mentoring-Programm ist ein wechselseitiger Lernprozess und ein Gewinn für alle Beteiligten. Die Jugendlichen erhalten unmittelbare Einblicke in politische Verhandlungen und praktische Herausforderung einer nachhaltigen Entwicklung NRWs. Sie stellen kritische Fragen, erleben demokratische Abwägungsprozesse und verstehen, dass politische Entscheidungen durch die demokratische Berücksichtigung aller Perspektiven oft Zeit brauchen. 

„Erfahrungen in Gesprächen mit Politiker_innen, sich trauen, kritische Fragen zu stellen, lohnt sich oft und ist sogar gewünscht.“ 

Teilnehmer:in aus dem Programm

Zugleich erleben die Jugendlichen, dass ihre Stimmen gehört und geschätzt werden. Sie gewinnen Selbstvertrauen und werden ermutigt, sich aktiv einzubringen.

„Mir ist bewusster geworden, wie viel zugänglicher viele politische Prozesse doch sind und das hinter dem oft sehr abstrakt wirkenden politischen System „ganz normale“ Menschen sitzen.“ 

Teilnehmer:in aus dem Programm

„Ich habe gelernt, dass es sich lohnt, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, sich aus der Komfortzone zu trauen und bin dadurch in meiner Persönlichkeit noch stärker und mutiger geworden, um für die Rechte anderer und meine eigenen einzustehen, auch wenn man dafür manchmal hartnäckig sein muss.“ 

Teilnehmer:in aus dem Programm

Auch die Abgeordneten profitieren von dem intensiven Austausch mit den Engagierten. Sie erhalten Einblicke in die Lebensrealität junger Bürger:innen, in die Themen, die sie bewegen, ihre Sorgen, Bedürfnisse, Fragen und Forderungen an Politik. Viele berichten von wertvollen Impulsen, ehrlichem Feedback und einer geschärften Sensibilität für eine generationengerechte Politik.

Best Practices für zukünftige Formate

Die wissenschaftliche Evaluation von #MitmischenNRW zeigt: Beteiligung lebt vom Dialog und von einer Struktur, die diesen Dialog langfristig trägt. Aus den Rückmeldungen der Jugendlichen lassen sich Impulse für die Gestaltung künftiger Beteiligungsformate ableiten: 

  • Präsenz schafft Nähe: Austausch wird insbesondere dann als Bereicherung wahrgenommen, wenn er im persönlichen Kontakt stattfindet. Präsenzveranstaltungen ermöglichen dynamische Gespräche, authentische Eindrücke und echte Beziehungsgestaltung.
  • Ziele und Erwartungen klar benennen: Unterschiedliche Vorstellungen über Zielsetzung und Ablauf führen leicht zu Unsicherheiten. Eine transparente Kommunikation schafft Orientierung und Vertrauen, sowohl bei den Jugendlichen als auch den Abgeordneten.
  • Beziehungen über das Projekt hinaus: Beteiligung darf nicht mit dem Abschluss des Projekts enden. Der Wunsch der Jugendlichen nach persönlicher Begegnung über das Mentoring hinaus ist groß. Formate, die Anschlussmöglichkeiten schaffen, stärken eine nachhaltige Partizipation.
  • Raum für Reflexion und Abschluss: Eine gemeinsame Abschlussveranstaltung schafft Gelegenheit für Reflexion und Vernetzung. Wertschätzung und ein klarer Schlusspunkt stärken das Gefühl, Teil eines sinnvollen Prozesses gewesen zu sein.
Gruppenfoto der Teilnehmenden Jugendlichen des Mentoring

Jugendbeteiligung weiterdenken: Übertragbare Impulse aus #MitmischenNRW

#MitmischenNRW zeigt eindrücklich, welches Potenzial in dialogorientierter Jugendbeteiligung liegt. Statt auf punktuelle Beteiligungsformate zu setzten, ermöglicht das Projekt kontinuierliche, persönliche Begegnungen. Durch direkte Ansprache, unterstützende Begleitung, aktive Mitgestaltung und offene Diskurse erfahren die Jugendlichen ein nachhaltiges Gefühl politischer Selbstwirksamkeit.

Was kann das Mentoring-Programm über #MitmischenNRW hinaus bewirken? 

Das Mentoring-Programm macht deutlich: junge Perspektiven sind nicht optional, sie sind systemrelevant und Voraussetzung für eine zukunftsfähige Demokratie. Ernst gemeinte Jugendbeteiligung braucht lebendige Räume, in denen Politik und Demokratie gemeinsam erlebt, hinterfragt und weitergedacht werden.  Ziel muss es sein, Beteiligungsformate wie #MitmischenNRW langfristig in politische Bildungs- und Beteiligungsstrategien einzubetten, etwa im Aktionsplan Jugendbeteiligung NRW. Die Ergebnisse zeigen, dass das Mentoring-Programm strukturelles Potenzial besitzt, insbesondere wenn es zukünftig weiterentwickelt, kontinuierlicher und inklusiver aufgestellt wird. 

Darüber hinaus bieten die Erfahrungen Inspiration für weitere Mentoring-Projekte, die vielfältige Stimmen junger Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen sichtbar machen. Denn politische Teilhabe funktioniert nur dann, wenn Jugendliche spüren, dass ihre Stimme zählt. So wächst ihr Vertrauen in die Politik. Und aus Vertrauen kann nachhaltiges Engagement wachsen. 

Literatur:

Gutachten #MitmischenNRW 2024 (Veröffentlichung voraussichtlich 3. Quartal 2025).

von Görtz, R. & Langness, A. (2024): Jung. Kritisch. Demokratisch. Perspektiven junger Erwachsener auf die Herausforderungen unserer Zeit. Studie der Bertelsmann Stiftung. Gütersloh.

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