Image

Warum wir Inklusion & Diversität in Bildungssystemen brauchen!

Inklusion zielt auf die Förderung von Gleichberechtigung und Partizipation aller Menschen ab - ganz nach dem Motto: Wir sind nicht alle gleich, aber wir haben die gleichen Rechte. Wenn wir unsere Unterschiede (an-)erkennen und sinnvoll nutzen, müssen Menschen nicht ausgeschlossen werden. Gleichberechtigung heißt nämlich gerade nicht Gleichmachen!

Inklusion bedeutet, dass allen eine gleichberechtigte Teilhabe unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Alter, finanziellen Mitteln, geistigen oder körperlichen Fähigkeiten ermöglicht wird. Mögliche Diskriminierungsformen beinhalten oder reproduzieren Rassismus, Klassismus, Sexismus, Ableismus, Queerfeindlichkeit, Adultismus, intersektionale Diskriminierungsformen.

Inklusion steht in Zusammenhang mit einer gerechten Gesellschaft

Inklusion ist eng verbunden mit Begriffen wie Diversität und Intersektionalität, die aus der Bildungs- und Diskriminierungsforschung stammen (u.a. Georgi 2015, El-Mafaalani, A. 2018, Keuchel 2016), aber auch immer häufiger Verwendung im alltäglichen Sprachgebrauch finden. Während Diversität auf einzelne Merkmale von Individuen abzielt, setzt Intersektionalität an dem Zusammenwirken verschiedener Merkmalsausprägungen von Partizipation und Gleichberechtigung an. In einer gerechten Gesellschaft können alle Menschen teilhaben an politischen Entscheidungen und können dadurch auch aktiv ihre eigene Zukunft gestalten.

Um verständlich zu machen, warum Inklusion für die Bildung wichtig ist, möchte ich zunächst ein paar verständliche Definitionen vorausschicken:

  • Diversität (engl. diversity) meint die Unterscheidung und Anerkennung von individuellen Merkmalen, die uns als Gesellschaft vielfältig machen. Die Charta der Vielfalt beschreibt als Kernmerkmale: Alter, ethnische Herkunft & Nationalität, Geschlecht & Geschlechtsidentität, körperliche & geistige Fähigkeiten, Religion & Weltanschauung, sexuelle Orientierung & Identität und soziale Herkunft.

  • Wenn Menschen aufgrund eines oder mehrerer dieser Merkmale nicht die gleichen Rechte zugestanden werden oder anders behandelt werden, dann ist diese Person von gesellschaftlichen Prozessen (bspw. Bildung oder Politik) ausgeschlossen (Exklusion). Wir können dann auch von Diskriminierung in diesem Bereich sprechen: Je nach Merkmal nennt sich das dann auch Rassismus (Hautfarbe, Herkunft), Sexismus (Geschlecht), Adultismus (Alter) und so weiter.

  • Intersektionalität (engl. intersectionality) beschreibt, dass sich diese verschiedenen Merkmale auch überschneiden können - etwa Rassismus und Sexismus. Diskriminierungserfahrungen von Menschen sind dementsprechend komplex und wie Diskriminierung wirkt, verstehen wir nur, wenn wir die Merkmale nicht einzelnen betrachten, sondern ihr Zusammenwirken. Zum Beispiel verdienen Frauen oft weniger als Männer. Aber auch zwischen Frauen verschiedener Herkunft gibt es Unterschiede: Schwarze Frauen verdienen aufgrund von Diskriminierung häufig weniger als Weiße Frauen (gender-race-pay gap).

  • Integration wiederum meint den Prozess von der Exklusion des Individuums hin zur Inklusion in die Gesellschaft. Das ist also der Prozess, den wir als Gesellschaft im Blick behalten und aktiv gestalten müssen, um die Zielvorstellung einer inklusiven und damit gerechten Gesellschaft zu erreichen.

Warum Inklusion in Bildungssystemen?

Niemand von uns steht außerhalb der Welt, die wir verändern wollen. Egal, ob wir uns ehrenamtlich in einer kleinen Initiative oder in einer großen Organisation engagieren, oder ob wir beruflich als Multiplikator:innen für transformative Bildung unterwegs sind: Unsere Erfahrungen im Privaten, im Job und in allen anderen Lebensbereichen ergänzen sich gegenseitig und unsere Perspektiven auf die Welt und unsere Positionen sind immer geprägt von unserem Wissen, von unserer Herkunft und von den existirenden Machtstrukturen (z.B.: Zugang zu Orten, finanziellen Ressourcen). Eine transformative Bildung muss aus unserer Sicht die verschiedenen Hintergründe der Menschen, die sie erreichen soll, mitdenken und Bildungsakteure müssen sich und ihre Konzepte ständig reflektieren und stärker inklusiv gestalten.

Die Deutsche UNESCO-Kommission (2023) beschreibt inklusive Bildung deshalb sogar als wesentlicher Bestandteil der 'Agenda Bildung für nachhaltige Entwicklung 2030', denn "inklusive Bildung bedeutet, dass alle Menschen an qualitativ hochwertiger Bildung teilhaben und ihr Potenzial voll entfalten können". Häufig werden mit dem Begriff Inklusion in Deutschland nur diejenigen gemeint, die einen diagnostizierten Förderbedarf haben, weil sie beispielsweise körperlich stark in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Die UNESCO versteht den Inklusionsbegriff jedoch weit, d.h. "weder Geschlecht, soziale oder ökonomische Voraussetzungen noch besondere Lernbedürfnisse dürfen dazu führen, dass ein Mensch seine Potenziale nicht entwickeln kann".

Bildungssysteme inklusiv zu gestalten, hat viele Vorteile

Wenn Lehrkräfte in Schulen und Bildungsmultiplikator:innen in der außerschulischen Bildung auf individuelle Unterschiede eingehen und kreative Wege finden die Zusammenarbeit zu gestalten, profitieren Kinder, Jugendliche und Erwachsene - ob beeinträchtigt oder nicht - gleichermaßen. Sie lernen, sich zuzuhören und lernen gemeinsam ihre individuellen Ressourcen zu verstehen und zu nutzen. Sie erleben außerdem die Vielfalt des Lernens und die Diversität der Menschen als normal.

Inklusive Bildung ist aber nicht nur diskriminierungssensibel, sondern sie ist langfristig auch günstiger für uns als Gesellschaft. Sie stärkt den Zusammenhalt zwischen den Menschen in der Gesellschaft. Der Abbau von Barrieren ermöglicht Teilhabe und verbessert damit die Lebensqualität von Individuen.

Neben den positiven Aspekten für die Demokratie bringen inklusive Bildungssysteme auch positive Effekte auf die Wirtschaft - zum Beispiel, weil mehr Menschen an der Entstehung von neuen Ideen und der Wertschöpfung beteiligt sind. Und außerdem ist es oft "teurer, mangelhaft ausgebildete junge Menschen nachträglich zu qualifizieren und zu versorgen, als ihnen von Beginn an eine gute Bildung zu ermöglichen, die ihnen bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und bessere Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben eröffnet" (Deutsche UNESCO-Kommission 2023).

Was können wir konkret tun?

Als Engagierte ist es wichtig sich selbst zu hinterfragen, welche Begriffe wir verwenden und woher die eigenen Positionen kommen. Wir sollten außerdem eine konstruktive Kommunikationsform wählen und nicht die eigenen Positionen ohne Rücksicht auf Verluste durchdrücken wollen. Wir müssen anderen Menschen den Raum lassen, ihre Perspektiven zu teilen. Auch die Art und Weise, wie wir uns in Gesprächen verhalten (bspw. aktiv zuhörend), hat großen Einfluss darauf, wie gut und breit sich Menschen an der Gesellschaft beteiligen und teilhaben können.

Als Bildungsakteur:innen und Multiplikator:innen stehen wir vor der oft großen Aufgabe, die wechselseitigen Abhängigkeiten (Intersektionalität) zwischen den unterschiedlichen Diskriminierungsfaktoren (wie Klasse, soziale Lage, Herkunft, Ethnizität, Geschlecht, Sexualität, Alter etc.) mitzudenken. Davon ausgehend, dass die Möglichkeiten sich in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen ungleich sind, müssen wir Orte und Strukturen schaffen, die eine möglichst breite und niedrigschwellige Beteiligung zulassen. Um die inhaltlichen Grundlagen für das Gelingen der sozial-ökologischen Transformation zu legen, sollten wir Ansätze einer transformativen Bildung an sich in die Breite tragen.

Inlusiv politisch bilden beginnt lokal und schon bei den Kleinsten.

Bild
Text

Der Verein Abenteuer Lernen e.V. wurde bereits drei mal als „Offizielles Projekt der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung" ausgezeichnet. Das liegt vor allem daran, dass er als Lernort zur strukturellen Verankerung von BNE in der Bonner Region und in NRW beiträgt.

Dahinter steht die Haltung, dass Lernen im eigentlichen Sinn dann beginnt, wenn wir gewohnte Bahnen verlassen und neue Wege beschreiten - uns also dem Abenteuer Lernen neugierig öffnen. Der Verein schafft Erfahrungsräume für Kinder und Jugendliche und bietet zahlreiche Publikationen, die Pädagog:innen mit kindgerechten Kopiervorlagen und Experimenten versorgen.

Die Bundeszentrale für politische Bildung entwickelt unter dem Label einfach POLITIK leicht verständliche Texte und Töne für alle, die sich gut und einfach informieren wollen.

Bild
Text

Du findest dort Hörbücher, Hefte, Online-Dossiers und Artikel zum Lesen oder Hören als Download. Vieles davon kannst Du Dir sogar kostenlos per Post bestellen.

einfach POLITIK ist für die individuelle Information konzipiert und kann Dein persönliches Engagement unterstützen. Du kannst es aber auch für die Planung von Bildungsangeboten nutzen.

Thesen und Daten zu Inklusion

Intersektionalität in der Bildungsarbeit

Literaturtipp zu Bildungsgerechtigkeit

El-Mafaalani, A. (2020): Mythos Bildung: Die ungerechte Gesellschaft, ihr Bildungssystem und seine Zukunft. Kiepenheuer & Witsch. Köln 2020.

 

Literatur:

Deutsche UNESCO-Kommission (2023): Inklusive Bildung. Online erschienen auf Webseite der deutschen UNESCO-Kommission. URL: https://www.unesco.de/bildung/inklusive-bildung (letzter Zugriff: 28.03.2023).

Georgi, V. B. (2015): Anmerkungen zu aktuellen Debatten in der deutschen Migrationsgesellschaft. Integration, Diversity, Inklusion. In: DIE Zeitschrift für Erwachsenenbildung 2/2015: 25-28. URL: www.diezeitschrift.de/22015/einwanderung-01.pdf

El-Mafaalani, A. (2018): Das Integrationsparadox: Warum gelungene Integration zu mehr Konflikten führt. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2018.

Keuchel, S. (2016): Zur Diskussion der Begriffe Diversität und Inklusion – mit einem Fokus der Verwendung und Entwicklung beider Begriffe in Kultur und Kultureller Bildung. Online erschienen auf: Kulturelle Bildung Online – DER WISSENSSPEICHER ZU FORSCHUNG, THEORIE & PRAXIS KULTURELLER BILDUNG. URL: https://www.kubi-online.de/artikel/zur-diskussion-begriffe-diversitaet-inklusion-einem-fokus-verwendung-entwicklung-beider (letzter Zugriff: 06.04.2023).

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar