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Die Macht unserer Stimmen

#MitmischenNRW für mehr Jugendbeteiligung in NRW

Was bedeutet Engagement für dich? Genauer gesagt, was bedeutet Engagement für eine nachhaltige Entwicklung für dich? Eine Zukunft, in der sich Menschen wohl fühlen. Eine Zukunft, welche sozial gerecht und nachhaltig ist. Eine Zukunft, in der jeder Mensch handlungsfähig ist. Eine Zukunft, auf die wir uns freuen können. Je nach dem, wen ich frage: mir werden die unterschiedlichsten Antworten gegeben, und natürlich jeder hat seine persönlichen Erfahrungen mit Engagement, ob positiv oder auch negativ, ob schon lange engagiert oder neu interessiert am Engagement.

„Für mich bedeutet Engagement für eine nachhaltige und gerechtere Zukunft, dass gleichgesinnte Menschen zusammenkommen, um gemeinsam etwas zu erreichen. Außerdem heißt es für mich, für eine bessere Welt einzustehen, in der wir nicht mehr über die Grenzen der Erde hinaus leben, Ressourcen und Wohlstand möglichst gleich verteilt sind und nicht mehr nach Profit, sondern nach den Bedürfnissen der Menschen gehandelt wird.“ (Simon, Schüler, 16)

Doch, eine Sache haben wir alle gemeinsam, wenn wir miteinander über unsere Erfahrungen sprechen: Wir alle haben den Willen in politischen Entscheidungs-prozessen mitzumischen. Eins haben wir aber auch gemeinsam: Unser Engagement, unser Einmischen ist nicht immer einfach und auch nicht immer gewünscht.

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„Du bist aber ganz schön jung für so eine Meinung… Sei mal ein bisschen positiver im Hinblick auf die Zukunft… Kennst du dich in dem Thema überhaupt aus? … Mach dir nicht zu viel Sorgen…“

Das sind nur ein paar Phrasen, welche ich mir im Verlauf meines Engagements schon häufig anhören musste. Mit diesen Erfahrungen bin ich nicht allein, denn so wie mir geht es vielen engagierten Jugendlichen, welche sich für eine nachhaltige, global-orientierte Zukunft einsetzen.

Engagement für eine nachhaltige Zukunft bedeutet für mich, dass wir die demokratischen Mittel, die uns zu Verfügung stehen (z.B. durch den Austausch mit anderen zum anders Denken anregen, sich in Vereinen und Organisationen einbringen, Demos besuchen und organisieren) nutzen, um politische Entscheidungen in Sinne der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes zu beeinflussen.(Pauline, Schülerin, 17)

Klimakatastrophe, Krieg und Flucht, Zukunftsängste, fehlende Aufmerksamkeit der Politik für eigene Forderungen; sind nur ein paar Begriffe, welche die Lebensrealität von engagierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen prägen. Aber auch der Wille sich nicht statisch diesen hinzugeben. Wir wollen Veränderung in der Politik und in der Gesellschaft - für eine nachhaltige Zukunft und für uns. Wir wollen etwas bewegen und müssen aktiv handeln. Erst einmal leicht gesagt, aber wirklich so leicht umgesetzt?

Partizipation, Spaß, Gemeinschaft, Frust, Frust-Resilienz, Stärke, Ohnmacht, Kampfbereitschaft, laut, leise, gemeinsam, allein, Neubeginn, Veränderung – Die Macht einer Stimme.(Elena, Freiwillige, 19)

Für das Gelingen eines Wandels hin zu einer nachhaltigen und global gerechten Welt braucht es vor allem eines: Die Beteiligung junger Menschen in politischen Prozessen. In der Vergangenheit wurde aber genau dieser Punkt vom Land NRW stark vernachlässigt, in vielen Entscheidungen auch vergessen und so die aktive Teilnahme junger Menschen an Entscheidungsprozessen und nachhaltiger Transformation verwehrt. In der neuen NRW-Nachhaltigkeitsstrategie soll sich das nun ändern.

Was ist die NRW-Nachhaltigkeitsstrategie?

Die NRW-Nachhaltigkeitsstrategie ist der Plan der Landesregierung, wie Nachhaltigkeit im Bundesland Nordrhein-Westfalen umgesetzt werden soll. Die Strategie besteht aus 17 großen Zielen, die an den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen ausgerichtet sind – darunter fallen Themen wie Klimaschutz, Geschlechtergerechtigkeit, Armut oder nachhaltiger Konsum und Energie.

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Die aktuelle Nachhaltigkeitsstrategie des Bundeslandes NRW findet ihr hier.

Nach dem Lesen der Strategie wird schnell klar: Der Strategie fehlt es an Verständlichkeit und Verbindlichkeit. Sie ist ein freiwilliger Kompass der Regierung, der viele soziale und ökologische Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung nicht berücksichtigt. Es ist keine Strategie für junge Menschen und keine Strategie für die Zukunft.

Man erkennt: Es muss etwas geändert werden. Aber wie? Die Realisation, dass so etwas leider seine Zeit braucht und politische Aushandlungssache ist, löst in uns allen Gefühle der Ohnmacht. Wirft man aber wieder ein Blick auf die anfänglichen Zitate, wird deutlich, dass wir uns diesen Gefühlen nicht so einfach hingeben. Wir wollen weiterkämpfen und uns in der Politik handlungsfähig machen. Und, wie erzielt man das am besten? Durch gemeinsames Engagement.

#MitmischenNRW: Jugendbeteiligung in NRW stärken

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Um unseren Stimmen in der Politik Gehör zu verschaffen, setzten sich viele gemeinnützige Organisationen für mehr Jugendbeteiligung ein: Insbesondere Germanwatch mit dem Jugend-partizipationsprojekt #MitmischenNRW.

Zusammen mit dem Landesjugendring NRW hat Germanwatch dieses Projekt ins Leben gerufen, so dass sich junge Menschen aktiv bei der Überarbeitung der NRW-Nachhaltigkeitsstrategie einbringen können und Forderungen in das politische Geschehen einbringen sowie mit Entscheidungsträger*innen drüber diskutieren können. 

Junge Perspektiven auf Nachhaltigkeit in NRW sollen in den Vordergrund gerückt werden. Um junge Perspektiven miteinzubringen, braucht es engagierte junge Menschen, welche bei dem Projekt mitbestimmen – von Anfang an. So wurde die #MitmischenNRW-Projektgruppe mit engagierten Menschen aus ganz NRW Anfang 2023 ins Leben gerufen. In dieser Projektgruppe setzten wir uns mit Themen rund um die NRW-Nachhaltigkeitsstrategie auseinander, stellten unsere Kritik an dieser heraus, lernten die Wünsche der anderen für eine nachhaltige Zukunft kennen und tauschten uns mit anderen Engagierten über Themen wie Lobby-Arbeit als junger Mensch aus.

Ein Schwerpunkt unserer Treffen machte die gemeinsame Planung der #MitmischenNRW-Konferenz aus. Bei der Konferenz kamen mehr als 30 Jugendliche zusammen, um ihre Ideen für eine nachhaltige Transformation ihres Bundeslandes auszuarbeiten. Mehr zur Konferenz kannst du bald hier nachlesen.

Was fordern wir für die Zukunft des Landes NRW im Bereich der Nachhaltigkeit?

Die #MitmischenNRW-Konferenz war für alle ein voller Erfolg. Es wurden Kontakte geknüpft, mit Entscheidungsträger*innen diskutiert und insbesondere die Nachhaltigkeitstrategie NRW überarbeitet.

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Für jeden Bereich der 17 Nachhaltigkeits-ziele haben wir gemeinsam konkrete Forderungen für das Bundesland NRW verfasst, um den Schritt zu einer sozial gerechteren und nachhaltigen Zukunft ein Schritt näher zu kommen.

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Die Forderung gingen von dem SDG 1 Armutsbekämpfung, mit Forderungen für mehr sicheren Wohnraum für alle oder mehr Einsatz der Landesregierung im Bund für ein Grundeinkommen für jede*n Bürger*in bis hin zu SDG 17 Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“ mit Forderungen für die Förderung von kommunalen, aber auch internationalen Partnerschaften.

Das Foto zeigt 4 Teilnehmende der Konferenz beim Kickern nach einem ereignisreichen Tag

Am Samstag hat die Konferenz mit einem sportlichen Start in den Tag begonnen. Auf dem Bild sind Teilnehmende der Konferenz zu sehen, wie sie auf der Wiese Sport treiben.

In den letzten und auch in den nächsten Wochen werden wir gemeinsam unserer Forderung konkretisieren.

Hier ein erster Einblick in unsere Forderungen:

SDG 4: Gute Bildung: Forderung - Bildungschancen für Kinder und Jugendliche ohne Akademiker-Eltern verbessern

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NRW soll den Zugang zur Beratung zu Bafög, Stipendien und Studienberatung in jeder Schule ermöglichen. Für alle Schüler*innen sollte ein Beratungsgespräch verpflichtend sein, das in der Unterrichtszeit stattfindet.

SDG 8: Nachhaltiges Wirtschaften, Arbeiten, Finanzen - Forderung: Schere zwischen arm und reich verkleinern, Umverteilung stärken

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Einführung von Vermögens-, Übergewinn- und Erbschaftssteuer. Steuereinnahmen werden in ein Grunderbe umgewandelt: 20.000 für 18-Jährige in Form von einem Jugendpass (Kultur-, (Aus)Bildung- und Wohnraumausgaben). Einführung bis 2030.

SDG 13: Klimaschutz und Klimaanpassung - Forderung: Klima-Check für Förderprogramme

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Verpflichtende Prüfung und Optimierung von öffentlichen (Bau-) Vorhaben sowie Förderungen in Bezug auf die Nachhaltigkeitsstrategie. Projekte müssen dem Anspruch des 1.5°C Ziels gerecht werden. Jedes Projekt soll verpflichtend eine Begründung beilegen, inwiefern es zur Erreichung der Agenda 2030 beiträgt.

Wie geht es nun weiter?

Doch nur bei der Formulierung der Forderungen bleibt es nicht. Im Verlauf der nächsten Monate wollen wir über die gemeinsamen Forderungen mit Politiker*innen und Entscheidungsträger*innen in den Diskurs treten und auf verschiedenen Gremien und Events auf unsere Arbeit aufmerksam machen. So wollen wir unsere Verbesserungs-vorschläge aktiv in politische Entscheidungsprozesse einbringen.

Zurück zur Eingangsfrage: Was bedeutet Engegament für dich? In der gemeinsamen Zeit in unserer Projektgruppe hat jede*r etwas für diese Frage und die eigene Antwort mitnehmen können. Aber eine Sache, welche uns vielleicht bereits klar war, wurde in der Zeit noch deutlicher, dass bei der Antwort auf die Frage „Was bedeutet Engagement für dich?“ das Wort „gemeinsam“ nicht fehlen darf, denn es ist die Macht unserer Stimmen, die etwas bewegen kann und muss.

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