Gemeinsam wirksam werden
Die #climatechallenge zeigt: Handabdruck gibt Hoffnung
Klimaschutz betrifft uns alle. Die Nachrichten über Waldbrände, Überschwemmungen, Artensterben und globale Ungleichheiten lassen kaum jemanden kalt. Viele Menschen spüren: So wie es ist, kann es nicht weitergehen. Aber gleichzeitig wachsen auch Unsicherheit und Unwohlsein. Was kann ich als Einzelperson überhaupt ausrichten? Reicht es, weniger zu fliegen und meinen Fleischkonsum zu reduzieren? Oder braucht es ganz andere Hebel? Hier setzen wir mit dem Konzept des Handabdrucks an.
Durch unser Handabdruck-Handeln können wir lernen, konstruktiv mit stärker werdenden Klimagefühlen umzugehen. Wie gut das funktionieren kann, macht das Beispiel der #climatechallenge deutlich.
Gefühle sind Teil der Herausforderung - und der Lösung
Klimakrise heißt auch Gefühlschaos. Studien belegen, dass viele Menschen Angst, Wut oder auch Traurigkeit spüren, wenn sie sich mit den Auswirkungen der Erderhitzung auseinandersetzen (z.B. Baum et al. 2025 und Schneider et al. 2021). Diese Gefühle kommen nicht von ungefähr. Sie entstehen, weil wir verstehen, was auf dem Spiel steht – und weil wir täglich mit der Klimakrise und ihren Folgen konfrontiert sind, sei es durch Nachrichten, Gespräche oder eigene Erfahrungen.
Diese Gefühle können zwei Dinge bewirken: Sie können uns einerseits motivieren, uns für etwas einzusetzen. Andererseits können sie uns auch lähmen, weil die Probleme zu groß erscheinen. Beides ist verständlich. Und es lohnt sich, genauer hinzuschauen: Was brauchen wir, damit aus Ohnmacht echte Veränderung wird?
Fußabdruck: ein guter Anfang, aber nicht das ganze Bild
Beim Fußabdruck lautet die Devise: je kleiner, desto besser fürs Klima. So können wir etwa durch den Verzicht auf Flugreisen effektiv CO₂ einsparen. Das ist natürlich sinnvoll, denn jeder Schritt zählt. Aber wenn der Fokus nur auf unserem individuellen Verhalten liegt, entsteht schnell das Gefühl: Alles hängt an mir – und ich kann der Größe der Klima-Herausforderung niemals gerecht werden.
Das kann überfordern, vor allem, wenn wir merken: Unser Umfeld ist auf viele klimafreundliche Alternativen gar nicht vorbereitet. Fahrradwege fehlen, Kantinen bieten kaum vegane Gerichte an, Ökostrom ist teurer. Und während man selbst verzichtet, fliegen andere ungestört in den Urlaub. All das kann frustrieren und die Lust auf Engagement bremsen.
Copyright: Germanwatch e.V. / Illustration: Holly McKelvey
Handabdruck: Gemeinsam Strukturen verändern
Der Handabdruck bietet Lösungen. Denn dadurch, dass er explizit gemeinsames Engagement fördert und dauerhafte Strukturen statt Alltagshandlungen verändert, fördert er zwei wichtige Dinge:
👉 Effekte des Handabdrucks sind größer, wirksamer und dauerhafter. So merkt jede:r Beteiligte: Mein Handeln hat Wirkung. Ich kann effektiv zur Klimawende beitragen.
👉 Niemand ist mit dem eigenen Empfinden allein. Für kollektives Engagement tauschen wir uns aus und gewinnen Verständnis für andere. So wird Motivation geschöpft, gemeinsam die Ursache anzugehen – die Klimakrise.
Ein Beispiel: Wenn du dich mit Freund:innen in deiner Stadt dafür einsetzt, dass Radwege ausgebaut werden, profitiert nicht nur ihr, sondern alle Fahradfahrer:innen in eurer Stadt. Wenn durch euch in der Firmenkantine günstiges vegetarisches Essen zur Norm wird, ist das ein Gewinn für viele – ohne dass jede einzelne Person alles selbst machen muss. So entsteht echte Hebelwirkung.
Copyright: Germanwatch e.V. / Illustration: Holly McKelvey
Von der Idee zur Praxis: die #climatechallenge
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Copyright: Germanwatch e.V. / Illustration: Holly McKelvey
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Ein gutes Beispiel dafür, wie Handabdruck-Denken und -Handeln in der Praxis funktioniert, ist die #climatechallenge. Sie wurde von Germanwatch zusammen mit Partnerorganisationen weiterentwickelt und bringt seit über zwei Jahren Menschen aus ganz Deutschland zusammen – Schüler:innen, Studierende, Vereine, Kommunen und viele mehr.
Die Challenge läuft in drei Phasen ab:
- Fußabdruck kennenlernen:
Die Teilnehmenden versuchen einen Monat lang, ihren CO₂-Ausstoß zu verringern. Dabei stoßen sie auf viele Hürden – von fehlenden Angeboten bis zu sozialen Konflikten. Aber sie lernen auch: persönliche Veränderung ist möglich. - Handabdruck entdecken:
Danach geht es darum, strukturelle Hindernisse zu erkennen und gemeinsam Ideen für ganzheitliche Veränderungen zu entwickeln. Das kann ein Projekt in der Schule oder Hochschule sein, ein neues Angebot im Verein oder auch eine politische Initiative im Stadtteil. - Gemeinsam reflektieren:
Zum Abschluss treffen sich alle Teilnehmenden, um von ihren Erfahrungen zu berichten und ihre Erfolge zu feiern. Zusammen suchen sie nach Möglichkeiten, ihre Handabdruck-Projekte zu verstetigen und Strukturen dauerhaft klimaschützend zu verändern.
Besonders wichtig: Es geht nicht um Perfektion, sondern darum, ins Tun zu kommen. Und darum, die Erfahrung zu machen: Ich bin nicht allein. Wir können gemeinsam etwas bewegen.
Was können wir wirklich bewirken?
Die Rückmeldungen aus der #climatechallenge zeigen: Der Handabdruck wirkt. Viele Teilnehmende berichten, dass sie durch das gemeinsame Engagement neue Hoffnung geschöpft haben. Dass sie sich weniger allein fühlen. Und dass sie erleben durften, wie viel Veränderung möglich ist, wenn man nicht vereinzelt handelt, sondern sich für ein gemeinsames Ziel engagiert.
Wer in der #climatechallenge erlebt, dass sich durch gemeinsames Handeln tatsächlich Dinge verändern lassen, gewinnt ein neues Verhältnis zur Klimakrise: nicht als Überforderung, sondern als Einladung zum Mitgestalten.
Mehr als 500 Menschen haben bisher an der #climatechallenge teilgenommen, über 300 wurden zu Multiplikator:innen ausgebildet. Sie tragen das Wissen und die Motivation in ihre Familien, ihre Freundeskreise, ihre Organisationen weiter. So entsteht ein wachsendes Netzwerk aus Menschen, die nicht nur nach angemessenen und schnellen Lösungen rufen, sondern selbst Teil dieser Lösungen werden.
Klimaschutz braucht Gemeinschaft und Hoffnung
Die Klimakrise ist mehr als ein Umweltproblem. Sie betrifft unsere ganze Gesellschaft, emotional, wirtschaftlich, politisch. Und sie kann uns schnell das Gefühl geben, zu klein und machtlos zu sein. Genau da setzt der Handabdruck an: Er nimmt unsere Gefühle ernst und zeigt Wege auf, wie wir aus ihnen Kraft schöpfen können.
Was du jetzt tun kannst:
✅ Sprich mit anderen über den Handabdruck und darüber, welche Themen dir am meisten am Herzen liegen.
✅ Überlege dir, wo du in deinem Alltag Nachhaltigkeit leichter machen kannst – in der Schule, im Job, im Verein...
✅ Tu dich mit anderen zusammen. Gemeinschaft macht stark!
✅ Nimm an einer #climatechallenge teil. Erfahre mit deiner Gruppe, wie ihr effektive Veränderung bewirken könnt.
Fazit: Klimaschutz, der Mut macht
Wir müssen nicht perfekt sein. Und wir müssen die Welt nicht alleine retten. Aber wir können gemeinsam viel bewirken. Der Handabdruck erinnert uns daran: Es geht nicht nur darum, was wir vermeiden – sondern auch darum, was wir möglich machen.
Und genau das brauchen wir in Zeiten der Klimakrise: nicht mehr Schuldgefühle, sondern mehr Mut. Nicht mehr Vereinzelung, sondern mehr Gemeinschaft. Nicht nur „weniger“, sondern „mehr“ Wirksamkeit, Vision und Anpack.
Illustration zum Beitrag: Holly McKelvey
Literatur
Schneider, C. R., Zaval, L. & Markowitz, E. M. (2021): Positive emotions and climate change, Current Opinion in Behavioral Sciences, Vol. 42, S. 114–120. URL: https://doi.org/10.1016/j.cobeha.2021.04.009
Baum, C. M., Brutschin, E., Fritz, L., & Sovacool, B. K. (2025): A new hope or phantom menace? Exploring climate emotions and public support for climate interventions across 30 countries. Risk Analysis, 1–18. URL: https://doi.org/10.1111/risa.17713
Firma und/oder Position im Unternehmen
Ehemaliger Praktikant für die #climatechallenge im Bereich Bildung für Nachhaltige Entwicklung | Germanwatch e.V.
User Biographie
Ich habe einen politiktheoretischen Hintergrund und beschäftige mich vor allem mit verschiedenen Ausformungen von Machtstrukturen und der Relevanz von Emotionen in der Politik. Beide Themen sind eng mit der Klimakrise verbunden. Mein großes Anliegen ist es, diese Zusammenhänge deutlicher herauszustellen und zu zeigen, wie man mit Blick auf sie den Herausforderungen unserer Zeit gerecht werden kann.
Firma und/oder Position im Unternehmen
Referentin Bildung für nachhaltige Entwicklung | Germanwatch e.V.
User Biographie
Mein Herzensthema ist gelebte Verbindungskultur. Ich bin sicher, dass wir miteinander und mit Offenheit gegenüber unserer Umwelt eine nachhaltige Zukunft gestalten können. Deswegen liebe ich mein Engagement in der BNE und an Projekten wie der #climatechallenge: Hier hat jede:r Raum, sich und die eigenen Talente einzubringen und gemeinsam mit anderen Positives zu bewirken.
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